Seit Juli 2021 ist die die Interimsausstellung in der großen Ausstellungshalle in der Kongresshalle geöffnet. Sie soll die Zeit bis zur Neueröffnung überbrücken. In 10 Stationen werden verschiedene Facetten von Nürnberg als Ort der Reichsparteitage dargestellt. Mehr Infos über die Ausstellung gibt es hier.
Der Neueröffnung des Dokuzentrums ist für Ende 2023 geplant. Über den aktuellen Stand des Umbaus kann man sich hier informieren.
Ich hab dann natürlich zusätzlich die Gelegenheit genutzt mich im Innenhof der Kongresshalle umzusehen.
DAF-LAGER (1939) Regensburger Straße 364-414 Heute: August-Meier Altenheim
1939 entstand an der Regensburger Straße, direkt angrenzend an das Reichsparteitagsgelände, ein großer Wohnkomplex für die Arbeiter der DAF die am RPT-Gelände arbeiteten. An das Hauptgebäude sind sieben zusammenhängende Nebengebäude gebaut worden, die als Unterkünfte dienten. Die im Wald liegende Anlage, die schwere Bombenschäden zu verzeichnen hatte, wurde nach dem Krieg als Unterkunft für amerikanische Soldaten und ab 1947 bis heute als Altenheim, dem „August Meier Heim“ genutzt. Seit 2020 entstehen Erweiterungsgbäude für das Heim, das Waldstück in nördlicher Richtung wurde ebenfalls für Neubauten gerodet.
Fotoupdate 2021:
Im hinteren Bereich werden und wurden Asylsuchende, bzw. Obdachlose untergebracht. Seit 1981 werden einige Gebäude auch von dem ‚Olaf-Ritzmann-Kollektiv‘, einer altlinken Wohngemeinschaft bewohnt und bewirtschaftet.
Das Kolosseum von Rom diente als Vorbild für den größten NS-Bau in Deutschland – der Kongresshalle. Mit 275×265 Meter sollte die geplante Halle 50.000 Menschen Platz bieten. Im heutigen Innenhof (180x260m) waren die Tribünen geplant. Die Grundsteinlegung wurde 1935 von Adolf Hitler persönlich eröffnet – die Bauarbeiten wurde zu Kriegsbeginn erstmal beendet, 1940 nochmals aufgenommen dann aber bald endgültig eingestellt.
Seit 2001 ragt der begehbare ‚Pfeil‘ des Dokumentationszentrums in den Innenhof und gewährt dem Besucher einen interessanten Gesamtüberblick über die Ausmaße des Kongressbaus.
Der Bau sollte 68 Meter hoch werden (der heutige Bauzustand ist ca. 40m) und von einem freitragenden Dach mit Oberlicht überspannt werden. Genaue Konstruktionspläne für diese, damals wohl schwer realisierbare Baumaßnahme sind nicht bekannt. Eine Rednerkanzel, die größte Orgel der Welt und das Licht das den Redner durch das Oberlicht beschienen hätte, hinterlassen einen fast sakralen Eindruck. Für die Stadt Nürnberg und dessen Oberbürgermeister Liebel war der Kongressbau eine wichtige, prestigeträchtige Bereicherung der ‚Stadt der Reichsparteitage‘. Eine zusätzliche Nutzung außerhalb der Propagandaveranstaltung war nicht vorgesehen.
Blick über den Dutzendteich auf das im Bau befindliche Gebäude mit Holzmodell
Um die Größenwirkung zu testen, bauten die Nationalsozialisten, wie auch bei einigen anderen Bauten, ein Holzmodell des geplanten Säulengangs. Architekten der Kongresshalle waren Ludwig Ruff und dessen Sohn Franz, der nach dem Tod seines Vaters den Bau weiterführte. Um dem sumpfigen Gelände rund um den Dutzendteich Herr zu werden, musste ein mehrere Meter tiefes Fundament gebaut werden, damit der Bau nicht im Schlamm versank.
Ein großer Teil des Gebäudes wird durch einen fertiggestellten, begehbaren Säulengang umfasst.
Um das Bauvorhaben überhaupt realisieren zu können wurde der alte Nürnberger Tiergarten am Dutzendteich an seine heutige Stelle an den Schmausenbuck verlegt. Heute werden die meisten Räume als Lager genutzt oder sind nicht begehbar, bzw. zugemauert. Zudem gibt es Räume für die Nürnberg Philharmoniker, das THW-Nürnberg und die DLRG. Der Innenhof wird von der Stadt Nürnberg als Lagerstätte für die Buden des Christkindlesmarkts und die nicht mehr verwendeten Granitplatten der renovierten ‚Großen Straße‘ verwendet. Bei Großveranstaltungen wird der Innenhof der unvollendeten Halle auch als Parkplatz genutzt.
Eingang zu Nürnberger Symphonikern im südlichen Kopfbau.
Außentreppe zum Säulengang
Der mit Granitplatten verblendete Kongressbau besteht eigentlich aus Millionen von Backsteinen.
Die beiden vorgelagerten Kopfbauten werden als Open-Air-Veranstaltungsort und als Dokumentationszentrum genutzt. Nach dem Krieg gab es immer wieder, zum Teil, abenteuerliche Umbauplanungen, die aber an der finanziellen Umsetzung, bzw. dringlicheren Notwendigkeit des Wohnungsbaus scheiterten.