DIE KONGRESSHALLE (1935-1940)
Bayernstraße 110
Heute: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Standort Nürnberger Symphoniker, Veranstaltungsort ‚Serenenadenhof‘, Lagerräume, Parkplatz
Das Kolosseum von Rom diente als Vorbild für den größten NS-Bau in Deutschland – der Kongresshalle. Mit 275×265 Meter sollte die geplante Halle 50.000 Menschen Platz bieten. Im heutigen Innenhof (180x260m) waren die Tribünen geplant. Die Grundsteinlegung wurde 1935 von Adolf Hitler persönlich eröffnet – die Bauarbeiten wurde zu Kriegsbeginn erstmal beendet, 1940 nochmals aufgenommen dann aber bald endgültig eingestellt.

Der Bau sollte 68 Meter hoch werden (der heutige Bauzustand ist ca. 40m) und von einem freitragenden Dach mit Oberlicht überspannt werden. Genaue Konstruktionspläne für diese, damals wohl schwer realisierbare Baumaßnahme sind nicht bekannt. Eine Rednerkanzel, die größte Orgel der Welt und das Licht das den Redner durch das Oberlicht beschienen hätte, hinterlassen einen fast sakralen Eindruck. Für die Stadt Nürnberg und dessen Oberbürgermeister Liebel war der Kongressbau eine wichtige, prestigeträchtige Bereicherung der ‚Stadt der Reichsparteitage‘. Eine zusätzliche Nutzung außerhalb der Propagandaveranstaltung war nicht vorgesehen.

Um die Größenwirkung zu testen, bauten die Nationalsozialisten, wie auch bei einigen anderen Bauten, ein Holzmodell des geplanten Säulengangs. Architekten der Kongresshalle waren Ludwig Ruff und dessen Sohn Franz, der nach dem Tod seines Vaters den Bau weiterführte. Um dem sumpfigen Gelände rund um den Dutzendteich Herr zu werden, musste ein mehrere Meter tiefes Fundament gebaut werden, damit der Bau nicht im Schlamm versank.
Ein großer Teil des Gebäudes wird durch einen fertiggestellten, begehbaren Säulengang umfasst.
Um das Bauvorhaben überhaupt realisieren zu können wurde der alte Nürnberger Tiergarten am Dutzendteich an seine heutige Stelle an den Schmausenbuck verlegt. Heute werden die meisten Räume als Lager genutzt oder sind nicht begehbar, bzw. zugemauert. Zudem gibt es Räume für die Nürnberg Philharmoniker, das THW-Nürnberg und die DLRG. Der Innenhof wird von der Stadt Nürnberg als Lagerstätte für die Buden des Christkindlesmarkts und die nicht mehr verwendeten Granitplatten der renovierten ‚Großen Straße‘ verwendet. Bei Großveranstaltungen wird der Innenhof der unvollendeten Halle auch als Parkplatz genutzt.
Die beiden vorgelagerten Kopfbauten werden als Open-Air-Veranstaltungsort und als Dokumentationszentrum genutzt. Nach dem Krieg gab es immer wieder, zum Teil, abenteuerliche Umbauplanungen, die aber an der finanziellen Umsetzung, bzw. dringlicheren Notwendigkeit des Wohnungsbaus scheiterten.